Wie unschwer an dem Widget in der Seitenleise zu erkennen ist, bin ich Verbrauchermitglied bei den Nordbauern. Von den Eintrittskarten zur NORLA einmal abgesehen, bietet die Verbrauchermitgliedschaft auch die Möglichkeit, einen Betrieb zu besichtigen. Noch näher kann der Kontakt vom Erzeuger zum Verbraucher ja kaum sein. Dieses Jahr ging es auf die Insel Pellworm
die uns mit strahlendem Sonnenschein empfing. Vom Fähranleger ging es mit dem Bus zur Inselkäserei Pellworm. Dort fuhr gerade ein Tanklaster vor, um Milch anzuliefern.
Bevor Hauke Koll sich uns widmen konnte, musste er noch schnell seinen Käseansatz weiterverarbeiten.
Pellworm hat etwa 1100 Einwohner, die sich die Insel mit 3000 Rindern, davon 1200 Kühe und 2400 Schafen teilen. 17 Milchviehbetriebe erzeugen auf Pellvorm etwa 9 – 10 Millionen Liter Milch von denen die Inselkäserei Pellworm etwa ein Zehntel verarbeitet. Die Milch auf Pellworm ist zu 100 Prozent Weidemilch; es wird keine gentechnisch veränderte Tiernahrung verfüttert. Um Weidemilch zu erzeugen müssen die Tiere mindestens 120 Tage im Jahr für 6 Stunden auf der Weide stehen, ein selten gewordener Anblick, aber nicht auf Pellworm.
Die Inselkäserei Pellworm gibt es seit 1909, im Jahre 2016 stand sie zum Verkauf. Familie Koll, die schon auf dem Festland die Ostenfelder Meierei betreibt, schlug zu. Seit wieder auf Pellworm Käse produziert wird, steigt die Nachfrage nach Pellwormer Käse. Für ein Kilo Käse werden 10 kg Milch benötigt. Nach der Milchanlieferung werden der Milch Bakterienkulturen und Lab zugefügt, die das Milcheiweiß gerinnen lassen bzw. die Milch dick legen. Danach wird die entstandene Gallerte mit der Käseharfe in kleine Stücke geschnitten, dabei trennen sich Molke und Käsebruch. Je feiner der Käsebruch, desto fester wird der Käse. Der Käsebruch wird in eine Form gefüllt, anschließend kommt der noch weiche Käse in ein Salzbad. Hier nimmt der Käse Salz auf und gibt Flüssigkeit ab, das trägt zur Rindenbildung bei.
Danach geht es ins Käselager, wo die Käselaibe je nach Sorte sechs Wochen bis zu einem Jahr oder auch länger reifen. Lang gelagerte Käse werden nämlich gut nachgefragt. Während des Reifeprozesses wird der Käse etwa einmal die Woche gewendet, gewaschen und gebürstet. Etwa fünf Prozent des auf der Insel produzierten Käses bleibt auf der Insel, der Rest wird auf das Festland gebracht. Zu kaufen gibt es den Inselkäse natürlich im Hofladen in Ostenfeld, im Online-Shop und bei verschiedenen Handelsketten.
Für die bei der Käseproduktion anfallende hochwertige Molke findet sich auf der Insel keine Abnehmer. Meine Frage, warum kein Molkenkäse aus der Molke produziert werde, wurde mit den hohen Energiekosten beantwortet. Um die Molke nicht mit der Fähre aufs Festland abtransportieren zu müssen, plant Hauke Koll eine Molkevergärungsanlage. Das damit erzeugte Gas soll die Energie- und Wärmeversorgung der Meierei sichern, damit bliebe die Meierei nachhaltig autark. Mit der so gewonnenen Energie könnte dann vielleicht auch einmal Molkenkäse produziert werden.
Während der Käsereibesichtigung kam das leibliche Wohl natürlich nicht zu kurz, es gab es Ziegenkäse, Inselkäse Bockhornklee und Inselkäse würzig zum Probieren. Und natürlich einen Imbiss mit Produkten von den Nordbauern in Form eines Buffets. Schleswig-Holstein produziert und is(s)t lecker!
Inselkäserei Pellworm Liliencronweg 3 25849 Pellworm Besichtigungen: siehe Termine |
Edit 26.12.2023 Seit 2023 jetzt Inselmeieri