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Dimple Golden Selection: Ein Tag mit Chris Clark in Hamburg

Gerne folgte ich in der letzten Woche einer Einladung von häberlein & mauerer zu einem Tag im Flair der schottischen Central Lowlands mit Master Blender Chris Clark ins Barwerk Hamburg.

Zunächst erläuterte Chris mit entzückendem schottischen Akzent, fachlich und übersetzungstechnisch unterstützt von Peter Eichhorn, die lange Tradition des Hauses Haig. Robert Haig wurde 1667 wurde für illegales Destillieren am heiligen Ruhetag vor das Kirchengericht geladen. Einer seiner Nachfahren John Haig gründet im Jahre 1824 die Cameron Bridge Destillerie in Windygates und begann grain whisky zu produzieren. Im Gegensatz zu malt whisky wird bei Whisky aus Weizen die Stärke aus gekochtem Weizen mit einem Zusatz von 10 % gekeimten Weizen freigesetzt um dann zu Vergären. Robert Stein, ein Vetter von John Haig, erfand 1826 eine Destille, die es ermöglichte, kontinuierlich zu destillieren. 1830 entwickelte Aeneas Coffey diese weiter. Mit der Coffey Still war es möglich kontinuierlich und ohne Unterbrechung zu destillieren ud damit große Mengen Grain Whisky kostengünstig herzustellen. Anders als beim Brennen der für Malt Whiskys vorgeschriebene Pot Still muss hier nicht nach jedem Destillationszyklus mühevoll und zeitintensiv gereinigt werden.

©Dimple Whisky-Dinner Basisnoten

Gundlage der meisten Blends ist Grain Whisky. Sinn eines Blends ist es, immer wieder den gleichen Geschmack zu erzielen, Flasche für Flasche. Dazu werden bereits gereifte Whiskys mit den Grundaromen Vanille, frische Früchte, reife Früchte und Rauch gemischt. Für die Dimple Golden Selection hat Chris Clark 30 schottische Malt und Grain Whiskys aus den verschiedensten Regionen wie z.B. Speyside, Lowlands oder der Isle of Skye zusammengestellt. Herausgekommen ist ein Blend mit weichem Abgang, einem Hauch von Früchten, Nüssen und Mokka in der typischen Dimple (Grübchen) Flasche, die es bereits seit 1893 gibt.

©Dimple Golden Selection in der typischen Flasche

An die Flasche habe ich gute Erinnerungen, aus der Dimple-Flasche habe ich einen der ersten Whiskys genossen. Mein erster Freund, nicht der Inschennör, hat mich damit zum Whisky trinken verführt, so damals, im letzten Jahrtausend.

Auch wenn zu 95 % in den Medien über Single Malts gesprochen oder berichtet wird, sind es jedoch 95 % Blends die den Umsatz machen. Es reicht eben nicht nur, einen guten Whisky herstellen zu können, man muss auch wirtschaften können, wie Clark betonte. Single Malts sind wie Weine, die jedes Jahr anders schmecken, das finde ich so spannend wie Reisen. Blends sind dagegen wie Heimkommen nach einer Reise, da weiß Frau, was sie hat.

Danach erhielten wir die Gelegenheit, unseren eigenen Blend mit folgendem Zubehör selbst herzustellen.

©Dimple Whisky-Dinner Blending Equipment

Leider war es bei der spärlichen Beleuchtung schwierig, die Messbecher abzulesen, ich versuchte eine Mischung von 60 % Vanille, 20 % Fresh Fruits, 18 % reife Früchte und 2 % Smoke. Eine trinkbare, aber geschmacklich nicht ganz ausgewogene Komposition, die dennoch von Chris signiert wurde.

©Dimple Whisky-Dinner Ulrikes Meisterwerk

Anschließend erläuterte Chris Clark

© Chris Clark

uns die einzelnen Gänge des wunderbaren

Menü

©Dimple-Whisky-Dinner

Thai Salat
Lauchsuppe mit Fischfilet und Kartoffelchip
Zucchinirösti mit Räucherlachs und Roggenbrotchip
Gebratenes Dreierlei: Black Pudding, Schweinebauch, Lammkotelett mit Kartoffel-Rüben-Püree, einer Honigsauce und gebratenen Karottenstrohalmen
Mocca-Nuss Frangipane mit Mangosorbet

Dazu wurde ein Simple Dimple

©Dimple Whisky-Dinner Simple Dimple

serviert, für das die Rezeptur mitgeliefert wurde.

Simple Dimple
Zutaten:
5cl Dimple Golden Selection
3cl frisch gepresster Zitronensaft
1,5 Barlöffel Feigenmarmelade (man kann auch hier seine eigene Lieblingsmarmelade benutzen)
1cl Zuckersirup
1 frisches Eiweiß
Alle Zutaten in einem Blender mixen bis sie schaumig sind. Anschließend alles durch ein Sieb in eine Cocktailschale abseihen und den Simple Dimple mit einer Zitronenzeste garnieren.

Schmeckt ganz lecker!

Es war sehr informativer Abend, der mein Wissen über Whisky erweitert hat. Besonders nett war es Oliver von Kochfreunde wiederzutreffen und die Gesichter hinter Elbcuisine und Küchenchaotin, die allerdings in dieser Eigenschaft dort anwesend war, kennenzulernen.

Ich bedanke mich bei häberlein & mauerer für die Einladung.

Dimple-Marmelade passt hervorragend zu Buttermilchwaffeln (click)

Destillerie Altenhof

Nachdem ich irgendwann auf irgendeiner Messe oder Bauernmarkt von der Existenz einer Destillerie in Altenhof erfahren hatte, beschlossen der Inschennör und ich, diese einmal im Rahmen einer Fahrradtour zu besichtigen. Aber ausgerechnet als wir loslegen wollten, ließ uns das Wetter im Stich und wir nahmen das Auto. Das wiederum veranlasste ENZETT v. Lilienstein auch mitzukommen. In the middle of nowhere, der Landschaft Dänischer Wohld, so zwischen Eckernförder Steilküste und den Waldflächen von Altenhof, am Schnellmarker Gehölz

©Schnellmark

befindet sich die

Destillerie Altenhof

©Destillerie Altenhof Collage

Voller Begeisterung für sein Tun erklärte uns Herr Stelzer die Unterschiede zum Whisky, der zwei bis dreimal hintereinander in einer pot still gebrannt wird und dem Whisky-Brennen in einer Obstbrandkolonne. Bei der Obstbrandkolonne ermöglichen mehrere Kupfer-Edeldestillatböden übereinander die Destillation von Aromen und Alkohol in einem Brennvorgang.

©Besuch der Destillerie Altenhof Ralf Stelzer erklärt

Die Destillerie in Altenhof ist eine Verschlussbrennerei, d.h. die ganze Destillationsanlage ist zollamtlich verschlossen. Deswegen ist die Destillationsanlage hübsch eingepackt und sieht nicht so aus wie beim Hersteller.

© Verschlussbrennen Altenhof Collage

Es kann so lange gebrannt werden, bis das Alkohollager (Bild Mitte oben) voll ist. Aber bis das so weit ist müssen erst einmal die Früchte für den Obstbrand und die Getreidekörner überhaupt erst einmal gären. Die Getreidekörner werden in dem Edelstahlbehältnis rechts neben der Destille eingemaischt, der Beginn ist ähnlich wie beim Bierbrauen, nur der Hopfen fehlt.

Im Branntweinlager

©Besuch der Destillerie Altenhof Branntweinlager

warfen wir einen Blick auf die damals leeren Gärbehälter. In den Kunststoffbehälter gärt das Obst, in Edelstahl das Korn.

©Destillerie Altenhof Collage Gärfässer

Obst bezieht Herr Stelzer aus der Region, auch von Privatpersonen, die dann mit einem entsprechenden Destillat entlohnt werden. Nachdem dann ordentlich Alkohol aus den Maischen erzeugt wurde, erfolgt dann der Brand. Und anschließend kommt bei den Getreidedestillaten der spannende Teil, sie werden in Fässern gelagert:

©Destillerie Altenhof Fässer Collage

Da wären ein Roggendestillat (63 Vol%) im Cognac-Fass, dessen Inhalt im Januar 2016 abgefült wird, ein Dinkeldestillat im Rotweinfass, dass noch bis zum April 2016 darin verweilt. Einige Fässer sind auch mit Met befüllt, in denen dann später die Getreidedestillate reifen sollen.

Whisky-Destillerien

Ich finde unser Schleswig-Holstein hält sich ganz wacker auf dieser Karte.

Wer nicht so lange warten möchte, der trinkt den “drop” Baltic Sea Gin, denn im Gegensatz zu den Obstbränden und Korndestillaten kann Gin jederzeit nachproduziert werden.

Hierzu legt Ralf Stelzer die sogenannten Botanicals wie Wacholder, Koriander,Zitronengras, Pomeranze und Ingwer in Industrie-Alkohol ein, lässt das eine Weile stehen und filtriert die Botanicals wieder ab. Der Gin wird dann ohne diese Feststoffe gebrannt.

Dann ging es an die Verkostung der Produkte:

©Destillerie Altenhof Produktpalette

Destillerie Altenhof Schild
Herr Stelzer ist gelernter Schlosser und ist über sein Hobby, dem Bierbrauen, zum Brennen gekommen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er Lehrgänge besucht und Fachliteratur studiert und so die Destillerie langsam aufgebaut. Der Gatte und ich finden, die Stelzers sind auf dem richtigen Weg, ENZETT v. Lilienstein dagegen hat noch nicht so ausgebildete Geschmacksknospen. Der würde den köstlichen Quitten- oder Roggenbrand noch in die Brause kippen… Wir sind da aber zuversichtlich.

Der Name des Roggenbrandes ist übrigens Isarnhoe (das e wird nicht mit gesprochen), das bedeutet so viel wie ” eiserner Wald” und spiegelt damit den regionalen Bezug der Destillerie im Dänischen Wohld wieder. Zu beziehen sind die Produkte direkt in der Destillerie, von Die Feinschmeckerei in Eckernförde oder in Kiel über Martins Weindepot oder wird von mir an ausgewählte Genießer verschickt:

Destillerie Baltic-Drop-Gin-Tweet

Das war wohl nicht die schlechteste Idee. Wir können Gin, Roggen- und Quittenbrand uneingeschränkt empfehlen.

Wer also den “echten” Norden besucht, dem empfehle ich unbedingt einen Besuch in der Destillerie Altenhof:
 
 
 
PicMonkey Collage

Öffnungszeiten: ab April 2014 bis einschl. 30.9.2014: Donnerstag + Freitag 13:00 – 17:00 Uhr, an den anderen Tagen auf “gut Glück” (Die Stelzers sind fast immer vor Ort) und jederzeit nach Anmeldung telefonisch unter: 04351/767220 oder per mail: info@destillerie-altenhof.de

Edit 2021: Die Destillerie hat sich jetzt in Isarnhoe Destillerie umbenannt

Deutschlands bester Bäcker: Mittelholstein

Gestern lief also im ZDF die Folge Deutschlands bester Bäcker Mittelholstein, über die Serie wurde ja hier 26.09.2023 ** und hier schon berichtet.

Zwei der drei vorgestellten Bäckereien sind mir sogar bekannt. Die Bäckerei Tackmann 07.06.2022** hat eine Filiale in der Holstenstraße

©Bäckerei Tackmann Holstenstraße

und in der Holtenauer Straße.

Das Passader Backhaus betreibt eine Filiale im Sophienhof,

©Passader Backhaus Sophienhof

in der ich auch Brot einkaufe, wenn ich nicht selber Brot gebacken habe. In Passade selbst

©Collage Passader Backhaus

kann man sogar nach Ladenschluss noch das leckere Brot aus dem Feierabend-Brotschrank erwerben. Diese Bilder sind beim Osterspaziergang nach dem Besuch des Der Alte Auf entstanden.

Ich hatte mich ja schon im Plötzblog kritisch 26.06.2023 ** zur 26.09.2023 ** Sendung 26.06.2023 geäußert 26.09.2023 **, die gestrige Sendung hat das nur wieder bestätigt.

Die südlich der Elbe verorteten Juroren konnten mit der Kieler Semmel und den anderen norddeutschen Spezialitäten nicht so recht etwas anfangen. Die Kritik am Proviantbrot der Möltenorter Fischer oder am Passader Roggenschrotbrot zeugte nicht von Fachkompetenz. Und wer jetzt glaubt, er könne die Kieler Semmel so einfach im Passader Backhaus erwerben, der muss dann bis zur Kieler Woche 2015 warten. Weil die nämlich so arbeitsintensiv und wenig daran zu verdienen ist, gibt es die lt. Bäckereifachverkäuferin im Sophienhof nämlich ausschließlich zur Kieler Woche oder aber für die Juroren von Deutschlands bester Bäcker, die diese vigeliensch oder auch figelinsch hergestellte norddeutsche Semmel noch nicht einmal recht zu würdigen wussten.

Wer also nicht bis zur Kieler Woche 2015 warten möchte, kann es mit diesem Rezept versuchen.

Und nachdem ich die Sendung jetzt schon so lange verfolge, wage ich die Prognose: Deutschlands bester Bäcker wird nicht aus Mittelholstein kommen. Ich hoffe aber sehr, dass ich mich irre …

Edit 10.10.2014 Schade, dass alles so vorhersehbar ist: Der Sieger des Wochenfinales Norddeutschland kommt aus Niedersachsen.

** 07.06.2022 https://baeckerei-tackmann.de/ meldet “There has been a critical error on this website”
** 26.09.2023 https://www.ploetzblog.de/2014/09/10/deutschlands-bester-baecker-oder-wie-das-zdf-einen-ungeliebten-sendeplatz-mit-leben-fuellen-moechte/ und https://www.ploetzblog.de/2014/09/10/deutschlands-bester-baecker-oder-wie-das-zdf-einen-ungeliebten-sendeplatz-mit-leben-fuellen-moechte/#comment-56407 nicht mehr verfügbar