Zu wissen woher was kommt, das gilt nicht nur für tierische Produkte, sondern auch für pflanzliche Produkte. Schon seit der Geburt von Sohn 1 im Jahre 1993 kaufe ich auf dem Wochenmarkt in Kronshagen oder in Kiel auf dem Exer regelmäßig Gemüse vom Wurzelhof der Gemeinschaft Schinkel.
So nahm ich dann auch gerne an der 3.Extratour teil. Wann bekommt man schon – außerhalb des jährlichen Ackerspaziergangs, Gelegenheit, diesen Betrieb zu besichtigen. Kronshagen ist ein Dorf, auch die ehemalige Sportlehrerin von Sohn 1 fuhr mit. Das Wetter war zwar nicht optimal, aber auf dieser knapp 30 km langen Rundtour wurden wir nur auf dem Rückweg auf dem Kanal von einem kurzen Schauer überrascht.
Wir starteten am Kronshagener Marktplatz am Bahnhaltepunkt und fuhren über die Levensauer Hochbrücke
nach Schinkel und auf dem Rückweg über Landwehr zurück nach Kronshagen.
Auf dem Wurzelhof wurden wir freudig begrüßt.
Dieter Pansegrau, der den Betrieb seit 1987 im Vollerwerb bewirtschaftet, gab einen Einblick in die Geschichte, das Wirtschaftsverständnis und die Anbaumethoden des Wurzelhofes.
In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts im letzten Jahrtausend fand sich eine Gruppe von Menschen zusammen, um eine klein parzellierte, von Knicks durchzogene und somit ökologisch wertvolle Ackerfläche zu erwerben. Eine Woche vor Tschernobyl erwarben damals 30 Anteilseigner als GbR die bis dahin konventionell bewirtschaftete Fläche. Zunächst wurden weitere Knicks und Wasserflächen angelegt und auf Biolandbau umgestellt. Inzwischen wurden auch noch Flächen dazugepachtet.
Es waren keine materiellen Interessen, die die Anteilseigner zum Ankauf des Ackerlandes bewogen. Im Gegenteil: Das Stück Land sollte dem ökonomischen Verwertungsprozess entzogen werden, um die Möglichkeit einer naturnahen und naturverträglichen Lebensmittelerzeugung zu schaffen.
Angebaut wird nach ökologischen Grundsätzen. Grundlage allen Wachstums ist neben Licht und Wasser der Boden. Ein guter und gepflegter Boden lässt gesunde und vitale Pflanzen wachsen. Der Wurzelhof erzeugt den Stickstoff im Boden durch Gründüngung und verzichtet auf Hornmehl, das aus konventionell erzeugten Schlachtabfällen hergestellt wird.
So wird auf einer Hälfte der Felder Gemüsebau betrieben, während die andere Hälfte mit Futterbaupflanzen, wie Wick-Roggen, Rotklee oder Bitterlupinen zur Gründüngung bestellt wird. Eine langjährig entwickeltes Fruchtfolge- und Gründüngungssystem erhält die Qualität des Bodens ohne ihn auszulaugen.
Besonderes Augenmerk wird auch auf die Bodenbearbeitung gelegt. Jetzt wird der Boden nicht mehr tief durchgepflügt, sondern nur flach bearbeitet, um nicht das natürliche Bodenleben von unten nach oben zu kehren. Dazu wird z.B. getrockneter Wick-Roggen als Mulchschicht zwischen den Pflanzen ausgebracht. Sogar für den Laien war sichtbar, dass das den Pflanzen gut tut. Der Hof versucht immer wieder durch kreative Ideen natürliche Prozesse zu fördern und damit ganz nebenbei auch den Ertrag zu steigern.
Und was im Freiland praktiziert wird, gilt auch für die Gewächshäuser, wechselnde Fruchtfolgen, Gründüngung und mulchen. Durch dieses ausgeklügelte System liegt der Ertrag z.B. bei Gurken im nicht beheizten Gewächshaus genau so hoch, wie der aus beheizten Gewächshäusern.
Es wird sehr stark auf die Bedürfnisse der Pflanzen geschaut, so wachsen Kartoffeln weit weg von den Tomaten, damit sich die Schädlinge nicht auf die jeweils andere Pflanze stürzen. Was mich tröstete: Auch der Wurzelhof hat mit Schnecken zu kämpfen und setzt dafür für Ferramol-Schneckenkorn ein. Die sich schnell verbreitende Quäke wird versucht, mit dicht gesätem Hafer zu bekämpfen. Die Hoffnung: Der Hafer wächst so schnell und so dicht, dass er der Quäke das Licht nimmt.
Nach dieser sehr beeindruckenden Führung, man merkt Dieter Pansegrau an, wie er für seine Ideen brennt,wurde gepicknickt:
Tolle Köstlichkeiten hatten die Organisatoren gezaubert, vielen Dank dafür. Nicht im Bild: DER norddeutsche Kartoffelsalat mit Mayonnaise, ausreichend Gurkenwasser und für die Frische noch Apfel.
Während des Picknicks gab Herr Pansegrau auch noch den Tipp für die Verwendung von Rasenschnitt: Entweder trocken dick auf die Beete streuen oder nass in einer dünnen Schicht. Leider wird sich so etwas in einem kleinen Stadtgarten kaum praktizieren lassen.
Die Produkte des Wurzelhofes werden selbst vermarktet, was darüber hinaus benötigt wird, wird von Kollegen aus der Region bezogen, wobei die den Vorzug bekommen, die auch auf Hornmehl verzichten. Man kennt und schätzt sich untereinander. Was regional nicht verfügbar ist, liefert der Bio-Großhandel.
Wer jetzt neugierig geworden ist: Der Ackerspaziergang 2015 findet am 12. Juli statt.
Danke für den interessanten Einblick in diesen schönen Betrieb. und mit Rasenschnitt mulche ich auch das Gemüseland. Darunter fühlen sich leider auch Schnecken wohl deshalb lege ich noch Bretter aus , darunter sammeln sie sich tagsüber.
liebe Grüße von Frauke