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Kulinarischer Krimi von Tom Hillenbrand: Tödliche Oliven

* Das ist nun der vierte Band von Tom Hillenbrand Tödliche Oliven, in dem Xavier Kieffer erneut einen Misstand bei Lebensmitteln aufdeckt. Wie schon seine Vorgänger ist auch dieser kulinarische Krimi sehr gut recherchiert.

Kieffers Freund Alessandro Colao betreibt einen Wein- und Olivenölhandel und besitzt außerdem eine Ölmühle in der Toskana. Einmal im Jahr schaufelt sich der Eigentümer des „Deux Eglises“ und ehemalige Sternekoch ein paar Tage frei, um mit seinem Freund zusammen in Italien ein paar Weingüter zu besuchen, Öle zu testen und nach Herzenslust zu schlemmen. Als es endlich losgehen soll, trifft Xavier zu spät am vereinbarten Treffpunkt ein und erfährt von Maria Colao, dass ihr Mann schon zwei Tage zuvor völlig überstürzt in Richtung Toskana aufgebrochen ist. Auf der Suche nach seinem Freund dringt Kieffer immer tiefer in die Machenschaften des Olivenölgeschäfts ein.

Tom Hillenbrand Tödliche Oliven So lernt der Leser ganz nebenbei, warum das Olivenöl unter den pflanzlichen Ölen eine Sonderstellung einnimmt: Es wird nämlich aus der Frucht und nicht aus den Samen gepresst, deshalb ist ein Fruchtgeschmack unabdingbar. Und da der Geschmack mehr aussagt, als Analysenwerte, trifft er sich durch Vermittlung seiner Freundin Valerie Gabin, Chefin DES führenden Restaurantführers mit Ulisse di Pietro. Der ist nicht nur Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bologna sondern auch DER Experte, wenn es um fruchtig, bitter und pfeffriges Olivenöl geht, oder auch für Ragú bolognese. Von Kieffer zur Qualität des Olivenöls befragt, antwortet di Pietro:

Im allgemeinen: schrecklich! Vor allem die des italienischen […]
Wir Italiener lieben unser Öl. Wir konsumieren 600 00 Tonnen im Jahr: Das Problem: Wir produzieren 300 000 Tonnen. […]
Aber nicht nur wir Italiener wollen toskanisches extra vergine, sondern auch der Rest der Welt. Weswegen wir weitere 400 000 Tonnen exportieren!

©Tom Hillenbrand Tödliche Oliven Malta 2014 Olivenbäume mit Market-GuideOffensichtlich ist Kieffers Jugendfreund irgendwie in den Kreislauf wundersamer Olivenölvermehrung durch Panscherei und farblichem Aufpeppen mit Chlorophyll und Somaliagelb hineingeraten. Als Calao unter mysteriösen Umständen wieder auftaucht, wird es für Xavier richtig gefährlich. Die Mafia hat ihre Finger im Spiel und Kieffer bringt nicht nur einen großen italienischen Lebensmittelproduzenten sondern auch einen ganzen Lebensmittelkonzern in Bedrängnis.

Und so ganz nebenbei muss sich der Sternekoch um die Beziehung zu seiner Freundin Valerie kümmern. Die verbringt nämlich nach Meinung des Sternekochs viel zu viel Zeit mit Guy de Clercq, Star der Brüsseler Szenegastronomie.

Also Augen auf beim Olivenölkauf!

Wer noch ein Buch zu Weihnachten verschenken möchte, dem sei dieser Krimi ans Herz gelegt.

Für diese Besprechung wurde mir ein Rezensionsexemplar von Kiepenheuer & Witsch zur Verfügung gestellt, das ich während unseres Urlaubs auf Malta gelesen habe.

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Mord zwischen Messer & Gabel

Mord zwischen Messer und Gabel *
Meine Vorliebe für kulinarische Krimis habe ich ja schon mehrfach kundgetan. Als mir das Pressebüro des Gerstenberg Verlages anbot, ein Buch zu rezensieren, sprang mir dieser Titel sofort ins Auge und kurze Zeit später landete ein Exemplar in meinem Briefkasten.

In 6 Gängen

  1. Verhängnisvolle Vorspeisen
  2. Pasta Morale als Zwischengang
  3. Höllische Hauptgänge
  4. Süße Sünden und tödliche Törtchen
  5. Mörderische Menüs
  6. Barbarische Büffets

werden 34 Kurzgeschichten als Menü mit 99 dazugehörigen Rezepten serviert. Wer immer dann noch nicht satt ist und alle Gänge überlebt hat, erhält im „ausgekochten Anhang“ noch einen Nachschlag mit „Fatale Flüssigkeiten“ und ein „Dinner worth dying for“. Statt farbiger Abbildungen zu Rezepten gibt es zu jedem Krimi eine schwarz-weiße Illustration von Bengt Fosshags, der Kurzgeschichte thematisch angepasst.

Autoren und Autorinnen aus verschiedenen Ländern lassen die Krimis an den unterschiedlichsten Schauplätzen spielen, so dass man als Leser quer durch die Welt reist. Nicht immer spielt Gift eine tödliche Rolle, da greift die betrogene Ehefrau schon einmal zum Messer und lässt die Mordwaffe – in bester Roald Dahl Manier – unter den wachsamen Augen von Kriminalbeamten unauffindbar verschwinden. Ein Messer streckte auch in Rom eine Köchin nieder, weil sie Tomate auf Cacio und Pfeffer nicht ertragen konnte. Und auch beim Tranchieren von Truthähnen sollte man sehr vorsichtig im Umgang mit dem Messer sein.

In New Orleans hingegen führt die Suche nach dem besten Rezept für rote Bohnen mit Reis dazu, dass es besser ist, Hinterhäuser verfallen zu lassen als zu renovieren. Und natürlich handelt auch eine Geschichte von einer Kochshow, deren Moderator anscheinend nicht bei allen Zuschauern beliebt ist.

Mir hat Mord zwischen Messer & Gabel * die Kombination aus Krimisammlung und nachkochbaren Rezepten sehr gut gefallen. Wer gerne liest und auch kocht, dem kann ich es uneingeschränkt empfehlen. Wer wissen möchte, welche Geschichte mich zum bibliophil-kulinarische Dauerevent inspirierte, muss sich allerdings noch etwas gedulden.

Für diese Besprechung wurde mir ein Rezensionsexemplar vom Gerstenberg Verlag zur Verfügung gestellt.

Mord zwischen Messer & Gabel: 34 Krimis, 99 Rezepte
Andrea Busch (Autor), Bengt Fosshag (Illustrator), Almuth Heuner (Übersetzer)
Gebundene Ausgabe, Halbleinen: 384 Seiten
Gerstenberg Verlag; Auflage: 1 (23. Juni 2014)
ISBN-13: 978-3836927413
Größe: 16,9 x 3,5 x 23,6 cm

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