Archiv der Kategorie: Food Chemistry

Lebensmittelchemie für Anfänger: Zuckerarten

Ich habe ein Buch zur Rezension angeboten bekommen und das Angebot angenommen. Schon beim Durchblättern merkte ich, dass es besser ist, dem Verlag und meinen Lesern sowohl das Buch, als auch die Rezension zu ersparen.

Wenn jemand anders das Buch in Händen hält, hoffe ich, dass dieser den Weg zu meinem Küchenlatein findet, um sich über verschiedene

Zuckerarten

fortzubilden.

Glucose (handelübliche Schreibweise Glukose) ist genausowenig eine Flüssigkeit

©Glucose (1)

wie die Erde eine Scheibe ist oder Excel eine Datenbank.

Nicht jeder hat wie ich die Möglichkeit, die entsprechenden Substanzen aus dem Schrank zu ziehen:

©Glucose (2)

Dem Verbraucher und geneigtem Foodblogger ist Glucose besser unter diesem Namen bekannt.

©Glucose (3)

Glucose ist ein Monosaccharid und ist das in der – wie es so schön heißt – belebten Natur das wichtigste und am weitesten verbreitete Kohlenhydrat. Glucose wird durch enzymatische Stärkehydroyse gewonnen. Glukose hat nur 70 % der Süßkraft von Saccharose, dem üblichen Haushaltszucker

Glukosesirup dagegen ist eine raffinierte, konzentrierte, wässrige Lösung von D-Glucose (Traubenzucker). Die Traubenzuckerkonzentration liegt je nach Verwendungszweck zwischen 20 und 70 %. Es handelt sich hierbei nicht um eine chemisch eindeutig definierte Zuckerartwie die Glucose. Glukosesirup hat andere chemische Eigenschaften als Haushaltszucker und je nach vorhandenem Gehalt an Fruktose auch geringere Süßkraft von 30 bis 50 % gegenüber Saccharose. Glukosesirup verhindert das Kristallisieren von Zucker.

©Fruktose

Fructose ist ebenfalls ein häufig in der Natur vorkommendes Monosaccharid. Es ist wasseranziehend und besitzt unter den Zuckern die höchste Süßkraft, nämlich 120 % im Vergleich zu Haushaltszucker. Fructose kann im Stoffwechsel insulinunabhängig umgesetzt werden.

©Zucker Collage

Saccharose, auch besser bekannt als Haushaltszucker, ist ein Disaccharid und setzt sich aus Glucose und Fructose zusammen, die miteinander glykosidisch verbunden sind. Wenn Zucker gemeint ist, handelt es sich immer um Saccharose. Auf die Süßkraft von Saccharose werden die anderen Zuckerarten bezogen.

Wegen der unterschiedlichen Süßkraft in Bezug auf Saccharose können die Zuckerarten auch nicht so einfach ausgetauscht werden.

Zuckerarten Süßkraft

So ist z.B. ein Ersetzen von Glukosesirup durch Honig nur in kleinen Mengen möglich, weil Honig eine höhere Süßkraft als Saccharose und erst recht als Glukosesirup hat. Also Augen auf beim Rezepte durchlesen.

Ein Eisrezept mit Traubenzucker

Wieviel Zitronensäure ist in Zitronensaft?

Frau Esskultur fragte auf Twitter nach einem Umrechnungsfaktor von Zitronensaft auf Zitronensäure

Zitronensäuretweet

Mit anderen Worten: Wieviel Zitronensäure ist in Zitronensaft?

Frau Foodfreak brachte es schon auf den Punkt. Ich greife in solchen Fällen gerne auf das Standardwerk Food Composition and Nutrition Tables: Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen La composition des aliments Tableaux des valeurs nutritives * zurück, das nicht mein Bücheregal, sondern das meines Arbeitgebers und bei Bedarf auch meinen Schreibtisch oder den der Kollegen ziert.

©Souci Nährwerttabellen (1)

Ich habe darin nachgeschlagen und diesem Machwerk

Wieviel Zitronensäure ist in Zitronensaft Souci Nährwerttabellen (2)

die folgende Information entnommen

©Zitronensaure vs. Zitronensaft

100 Gramm frisch gepresster Zitronensaft enthalten durchschnittlich 4500 mg Zitronensäure, als weitere Säure sind noch 250 Milligramm Äpfelsäure in nennenswerter Menge vorhanden.

Daraus ergibt sich – wenn Frau gerade keinen Zitronensaft zur Säuerung und Konservierung zur Hand hat – 100 Gramm Zitronensaft enthalten 4,5 Gramm Zitronensäure.

Das ist natürlich nur ein Anhaltspunkt für eine Durchschnittszitrone, denn wer weiß schon so genau, welchen Zitronensäuregehalt die gerade verwendete hatte. Geschmacklich ist das auch nicht zu vergleichen

Und damit ich das nicht wieder vergesse, gibt es diesen Artikel

Nachtrag 09.06.2013: Und dieser Wert wird durch diese Packungsangabe plausibilisiert. Allerdings hat der Doktor einen Rechenfehler gemacht. 1 Esslöffel entspricht nämlich 15 Milliliter und 7 x 15 ml sind 105 ml und nicht etwa 80 ml lieber Herr Doktor, auch wenn Sie uns in Ihren Kochbüchern etwas anderes Glauben machen wollen.

Zitronensäurepäckchen vom Doktor aus Bielefeld

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Die Macht der Kennzeichnung: Hochwertige Schokolade

Ich darf mich glücklicherweise zu denen zählen, die sich keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen auf dem Tisch haben oder nicht. Wir hungern nicht, wir leisten uns sogar sogenannte “hochwertige” Lebensmittel, wenn wir denn wollen. So zum Beispiel Schokolade.

Meine Meinung zur sogenannten hochwertigen Schokolade, speziell der aus Belgien, habe ich hier schon kundgetan. Edle und hochwertige Schokolade braucht kein Lecithin, meint auch sie und kauft lieber diese französische Qualität. In eine edle, hochwertige Schokolade gehört Kakao, Kakaobutter, Zucker und allenfalls andere beigegebene natürliche Lebensmittel und sonst nichts.

Bei Produkttests halte ich ja bekanntermaßen wenig, aber ab und zu sage ich zu und meine Vorurteile werden bestätigt. So auch bei dieser “hochwertigen, edlen” Schokolade

Hochwertige Schokolade

Hier kosten 100 Gramm 5,95 €, wahrlich kein Genussmittel, das Frau so jeden Tag zu sich nimmt. Aber das Zutatenverzeichnis lässt mich erschaudern. Heißt es bei der Sorte Orange Kiss auf der Vorderseite noch vollmundig:

Feinste belgische Milchschokolade veredelt mit echtem Orangenöl

spiegelt sich das im Zutatenverzeichnis wie folgt wieder

(min. 30 % Kakao, min 20% Milch), Zucker, Vollmilchbulver, Kakaobutter, Kakaomasse, Gewürze, Aroma, Emulgator E222 Lecithin
enthält Milch, Soyabohnen, Spuren von Haselnüssen, Mandeln und Erdnüssen

Auf der Vorderseite noch echtes Orangenöl und auf der Rückseite Aroma? Noch nicht einmal natürliches Orangenaroma? Und dann natürlich das vermeidbare Lecithin. Dafür aber E222 deklariert als Emulgator. Das ist ein Konservierungsstoff bzw. Stabilisator. Wenn ich als aufgeklärte Verbraucherin so etwas lese, ist mir mein Geld echt zu schade. Was stimmt denn nun, wurde da nun Orangenöl verwendet oder Aroma? Worin unterscheidet sich denn dieses Produkt von dem des Discounters, mal vom Kakaogehalt abgesehen?

Discounter-Schokolade

Die Discounterschokolade für 0,95€/100 g bietet mir immerhin den Orangengeschmack aus Orangeat und Orangenschalen und Aroma.

Wenn ich wirklich gute Schokolade oder Pralinen essen möchte, investiere ich lieber noch einen Euro pro 100 Gramm mehr und kaufe hier. Da wird tatsächlich Schokade ohne Lecithin verwendet und der Geschmack stammt aus den natürlichen Früchten.

Wenn sich bei einem angeblich hochwertigen Produkt die Kennzeichnung nicht von preiswerter Discounterware unterscheidet, warum soll ich dann zugreifen? Und warum sind die hochpreisigen Hersteller nicht in der Lage die Maschinen so zu reinigen, dass letzte Spuren von Mandeln, Haselnüssen und Erdnüssen entfernt werden, so dass Allergiker geschützt werden? Ich bin in der Lage meine Gerätschaften so zu reinigen, dass ich mit meinen Backwerken keine Reaktionen bei Allergikern ausgelöst habe, auch wenn die Küchenmaschine vorher Haselnusskuchen rührte.

Warum ist es überhaupt nötig, hochpreisigen Erzeugnissen nur Aromen zuzusetzen und nicht natürliche XY-Aromen? Bei natürlichen XY-Aromen muss das angegebene Aroma fast ausschließlich aus der angegebenen Zutat XY stammen. Bei edlen Lebensmitteln würde ich da sogar 100 % erwarten wollen, dafür bin ich auch gerne bereit, den höheren Preis zu zahlen.

Ich glaube, die Hersteller von angeblich hochwertigen Produkten nehmen die Macht der richtigen Kennzeichung ihrer Produkte nicht ernst genug. Wenn Foodwatch auf die laxe Formulierung “natürliches Aroma” eingeht, warum setzen sich Hersteller dann nicht sprachlich davon ab? Für mich hat der Begriff natürliche Aromen immer den Geschmack von Schimmelpilzen auf Sägespänen auf der Zunge und das nicht nur, weil ich Die Suppe lügt: Die schöne neue Welt des Essens* gelesen habe. Und findet sich gar nur das Wort Aroma im Zutatenverzeichnis eines angeblich hochwertigen Produktes, greife ich gleich gar nicht zu.

Nachtrag 26.01.13 19:14 Uhr Und weil ich danach gefragt wurde: Hier gibt es eine Übersicht über Schokoladen ohne Lecithin, die von Vivani gibt es übrigens in jedem gut sortierten Bio-Laden. Aber Augen auf beim Schoki-Kauf: Es gibt auch Bio-Schokolade MIT Lecithin, denn bio ist nicht immer besser