Die Macht der Kennzeichnung: Hochwertige Schokolade

Ich darf mich glücklicherweise zu denen zählen, die sich keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen auf dem Tisch haben oder nicht. Wir hungern nicht, wir leisten uns sogar sogenannte „hochwertige“ Lebensmittel, wenn wir denn wollen. So zum Beispiel Schokolade.

Meine Meinung zur sogenannten hochwertigen Schokolade, speziell der aus Belgien, habe ich hier schon kundgetan. Edle und hochwertige Schokolade braucht kein Lecithin, meint auch sie und kauft lieber diese französische Qualität. In eine edle, hochwertige Schokolade gehört Kakao, Kakaobutter, Zucker und allenfalls andere beigegebene natürliche Lebensmittel und sonst nichts.

Bei Produkttests halte ich ja bekanntermaßen wenig, aber ab und zu sage ich zu und meine Vorurteile werden bestätigt. So auch bei dieser „hochwertigen, edlen“ Schokolade

Hochwertige Schokolade

Hier kosten 100 Gramm 5,95 €, wahrlich kein Genussmittel, das Frau so jeden Tag zu sich nimmt. Aber das Zutatenverzeichnis lässt mich erschaudern. Heißt es bei der Sorte Orange Kiss auf der Vorderseite noch vollmundig:

Feinste belgische Milchschokolade veredelt mit echtem Orangenöl

spiegelt sich das im Zutatenverzeichnis wie folgt wieder

(min. 30 % Kakao, min 20% Milch), Zucker, Vollmilchbulver, Kakaobutter, Kakaomasse, Gewürze, Aroma, Emulgator E222 Lecithin
enthält Milch, Soyabohnen, Spuren von Haselnüssen, Mandeln und Erdnüssen

Auf der Vorderseite noch echtes Orangenöl und auf der Rückseite Aroma? Noch nicht einmal natürliches Orangenaroma? Und dann natürlich das vermeidbare Lecithin. Dafür aber E222 deklariert als Emulgator. Das ist ein Konservierungsstoff bzw. Stabilisator. Wenn ich als aufgeklärte Verbraucherin so etwas lese, ist mir mein Geld echt zu schade. Was stimmt denn nun, wurde da nun Orangenöl verwendet oder Aroma? Worin unterscheidet sich denn dieses Produkt von dem des Discounters, mal vom Kakaogehalt abgesehen?

Discounter-Schokolade

Die Discounterschokolade für 0,95€/100 g bietet mir immerhin den Orangengeschmack aus Orangeat und Orangenschalen und Aroma.

Wenn ich wirklich gute Schokolade oder Pralinen essen möchte, investiere ich lieber noch einen Euro pro 100 Gramm mehr und kaufe hier. Da wird tatsächlich Schokade ohne Lecithin verwendet und der Geschmack stammt aus den natürlichen Früchten.

Wenn sich bei einem angeblich hochwertigen Produkt die Kennzeichnung nicht von preiswerter Discounterware unterscheidet, warum soll ich dann zugreifen? Und warum sind die hochpreisigen Hersteller nicht in der Lage die Maschinen so zu reinigen, dass letzte Spuren von Mandeln, Haselnüssen und Erdnüssen entfernt werden, so dass Allergiker geschützt werden? Ich bin in der Lage meine Gerätschaften so zu reinigen, dass ich mit meinen Backwerken keine Reaktionen bei Allergikern ausgelöst habe, auch wenn die Küchenmaschine vorher Haselnusskuchen rührte.

Warum ist es überhaupt nötig, hochpreisigen Erzeugnissen nur Aromen zuzusetzen und nicht natürliche XY-Aromen? Bei natürlichen XY-Aromen muss das angegebene Aroma fast ausschließlich aus der angegebenen Zutat XY stammen. Bei edlen Lebensmitteln würde ich da sogar 100 % erwarten wollen, dafür bin ich auch gerne bereit, den höheren Preis zu zahlen.

Ich glaube, die Hersteller von angeblich hochwertigen Produkten nehmen die Macht der richtigen Kennzeichung ihrer Produkte nicht ernst genug. Wenn Foodwatch auf die laxe Formulierung „natürliches Aroma“ eingeht, warum setzen sich Hersteller dann nicht sprachlich davon ab? Für mich hat der Begriff natürliche Aromen immer den Geschmack von Schimmelpilzen auf Sägespänen auf der Zunge und das nicht nur, weil ich Die Suppe lügt: Die schöne neue Welt des Essens* gelesen habe. Und findet sich gar nur das Wort Aroma im Zutatenverzeichnis eines angeblich hochwertigen Produktes, greife ich gleich gar nicht zu.

Nachtrag 26.01.13 19:14 Uhr Und weil ich danach gefragt wurde: Hier gibt es eine Übersicht über Schokoladen ohne Lecithin, die von Vivani gibt es übrigens in jedem gut sortierten Bio-Laden. Aber Augen auf beim Schoki-Kauf: Es gibt auch Bio-Schokolade MIT Lecithin, denn bio ist nicht immer besser

19 thoughts on “Die Macht der Kennzeichnung: Hochwertige Schokolade

  1. ostwestwind

    REPLY:
    Bitte gerne, ich war so wütend, als mir diese Dame antwortete

    wir bemühen uns natürlich nur hochwertige Produkte in die Box aufzunehmen.
    Die Schokolade beinhaltet kein Sojalecithin, jedoch schreiben die Hersteller, dass die Möglichkeit von Spuren in der Schokolade gegeben ist, um sich abzusichern bezüglich möglicher Allergien von Konsumenten.

    Ich fühlte mich auf gut deutsch echt verar$chäppelt

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  2. katha (Gast)

    aromenallergie
    recht hast du, danke fürs dranbleiben.
    ich hab‘ ja bekanntlich eine aromenallergie, denn ich akzeptiere überhaupt keine, auch keine ftnf-aromen. ätherische öle, fruchtextrakte, alles gut. aber kein gutes lebensmittel braucht aromen. die dienen nur dem tarnen und täuschen.
    und danke, dass jetzt bei deinen beiträgen unten das datum dabeisteht, finde ich super.

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  3. ostwestwind

    REPLY:
    Ich wollte heute einfach Gurken im Glas kaufen, alle bio-Teile hatten Aromen, die aus dem Spreewald sowieso, nur Oma ohne bio war ohne Aroma.

    ftnf-Aromen sind für mich gerade noch akzeptabel. Und wenn die wirklich Orangenöl benutzen, warum zum Teufel schreiben die das dann nicht auf die Verpackung? Ich denke wir wissen beide warum ….

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  4. Sivie (Gast)

    ich hatte auch eine Box. Obenrein schmeckte die Schokolade auch noch scheußlich, Auch die sonst verfressenen kleinen Geister haben nur ein Stück probiert. Der Rest der Box hat mich auch nicht wirklich umgehauen. Den Reis z.B. kann ich in jedem Supermarkt kaufen.

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  5. ostwestwind

    REPLY:
    Ja, sonderlich gut geschmeckt hat die Schokolade auch nicht, aber Geschmäcker können unterschiedlich sein. Ich fand die Box in ihrer Zusammenstellung auch nicht überzeugend, aber die Schokolade schlug dem Fass den Boden aus.

    Sternekoch wirbt für Produkt mit nicht hochwertigen Zutaten. Kommt mir irgendwie bekannt vor…

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  6. Zorra

    Ueber sogenannte Premium-Produkte gab es letztes Jahr im Kassensturz – eine Schweizer Verbrauchersendung – einen interessanten Bericht.

    … bei vielen sogenannten «Premium-Produkten» gaukeln Migros und Coop ihren Kunden bloss vor, etwas Besonderes zu bekommen.

    Quelle:_https://www.srf.ch/konsum/themen/konsum/premium-produkte-sind-oft-mogelpackungen

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  7. ostwestwind

    REPLY:
    Stimmt, unsere Discounter hier machen das hier auch. Aber schade, dass die sogenannten „Sterneköche“ sich für so etwas hergeben und das angeblich „große“ Marken nicht besser zusammengesetzt sind, als die Discounter-Schokolade

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  8. Charlotte (Gast)

    Hmm, also ich muss zugeben, dass ich das Lecithin zwar nicht gut, aber weniger schlimm finde. Was mich echt stört, ist, dass vorne was von „echtem Orangenöl“ steht und in der Zutatenliste gibt es nur noch Aroma. Das ist für mich keine Verbrauchertäuschung mehr, das ist schlicht eine Lüge. Und ich frag mich: Wie kann das erlaubt sein? Wurden nicht grade haufenweise blöde Slogans verboten? Ich versteh’s echt nicht…

    Viele Grüße
    Charlotte

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  9. ostwestwind

    REPLY:
    Mich stört das Lecithin in angeblich hochwertiger, edler Schokolade schon. Vor allem, weil es meist aus Soja stammt, das fast nicht mehr ohne Gentechnik hergestellt und zudem der Regenwald für den Sojaanbau abgeholzt wird. Wir reden hier nicht von preiswerter Schokolade. Außerdem ist es grundsätzlich möglich, Schokolade auch ohne Emulgatoren herzustellen. Das ist zwar aufwändiger und erfordert angepasste Rezepturen und verlängert die Conchierzeit, und es wird mehr teure Kakaobutter benötigt. Wir reden hier über Preise von immerhin 6 Euronen/100 g. Das ist ungefähr so, als wenn der Sternekoch statt den Fond selber anzusetzen eben zur Tüte greift. Auch das ist Verbrauchertäuschung, das geht an mein Portemonnaie; ich kann denselben Sch… für 5 Euro weniger käuflich erwerben.

    Für mich heben sich edlen Gourmet-Lebensmittel auch in der Herstellung von der Null-Acht-Fünfzehn-Industrieware ab, wofür ist sonst der höhere Preis gerechtfertigt?

    Ach und um deine Frage zu beantworten: Wer soll denn den Internethandel mit dem Zeugs bei überwachen? Die Hersteller geben haufenweise Geld für ein Marketing aus, aber das Geld für Beratung durch Verbraucherzentralen, Überwachungsbehörden oder auch andere Sachverständige scheuen die, weil das die Gewinne minimiert.

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  10. Riker (Gast)

    Ich habe einige Jahre in der QM eines Schweizer (Edel-) Schokoladenherstellers gearbeitet und bin nun aber auf der anderen Seite d.h. im Apparat der amtlichen Lbm- Überwachung tätig. Ich möchte ein paar Aussagen ergänzen bzw. korrigieren.

    – Das „echte Orangenöl“ kann nur aus Orangen gewonnen werden und dürfte auch nur als „Aroma“ angegeben werden. Eine Spezifizierung von „Aroma“ ist nicht zwingend nötig. Ich denke aber, dass die Menge auf jeden Fall hätte mit angegeben werden müssen. Dass hier hinter „Aroma“ wirklich echtes Orangenöl versteckt, ist aber zweifelhaft und würde von mir analytisch hinterfragt werden.

    – „Aroma“ in Schokolade ist ein den meisten Fällen übrigens Vanillin. Auch wenn die Dosierung so gering ist, dass man keine Vanille wahrnehmen kann (deshalb gibt man kein Vanillin an), rundet es den natürlichen Kakaogeschmack sehr gut ab. Natürlich kann man auch Vanille verwendet, was sich aber auf den Preis niederschlägt.

    – Die Zutat ist E322 (Lecithine) und nicht E222 Natriumhydrogensulfit, das nicht in Schokoladen eingesetzt werden darf.

    – Die Angabe „Kann Spuren von …. enthalten.“ ist eine reine juristische Vorsichtsmaßnahme. Die Anlagen werden nach bestem Wissen d.h. technischer Stand und bestem Gewissen gereinigt; gründlicher wahrscheinlich als 99,9% der Küchen. Trotzdem kann niemand zu 100% ausschließen, dass nicht 0,1 mg Mandel in die mandelfreie Schokolade landen könnten. Würden Sie einem Nussallergiker ein Stück Zitronenkuchen anbieten, den sie nach Nussecken und anschließender Reinigung gebacken haben, obwohl 1mg Nuss für ihn tödlich wäre?

    – Schokolade ist ohne Lecithine industriell nicht zu verarbeiten. Da hilft auch kein längeres conchieren oder andere Rezepturen. Eine Schokolade ohne Lecithin fließt bei der Verarbeitungstemperatur nicht mehr gleichmäßig durch Rohre. Dies lässt sich nur durch das manuelle Gießen von Platten bzw. Tafeln lösen.

    Wenn das übrigens eine von Storck (Moser Roth) produzierte Discount- Schokolade ist, kann ich sie nur empfehlen.

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  11. ostwestwind

    REPLY:
    Die Aussage, Schokoladen seien industriell OHNE Lecithine nicht zu verarbeiten, kann ich nicht stehen lassen. Es gibt sie und ich erwerbe sie käuflich. Natürlich schlägt sich das im Preis nieder, den ich auch gerne bezahle. Dann liegen wir im selben Preissegment des angeblichen Edelproduktes und höher, sicher.

    Und klar, ICH biete einem Allergiker Zitronenkuchen an, nachdem ich Nussecken gebacken habe. Sie leben noch alle! Juristische Vorsichtsmaßnahmen schützen leider Allergiker nicht, sondern schrecken ab. Schade, das ist doch ein großer Markt, der da noch zu erschließen wäre. Produktionsstraßen nur für Allergiker?

    Nun ja, wenn Sie das Orangenöl als Analytiker hinterfragen, kann ich das gut nachvollziehen. Aber es darf als Orangenöl im Zutatenverzeichnis angegeben werden, genau so wie Vanilleextrakt, oder Vanille wenn es denn verwendet wurde. Es geht hier immer noch um „Edelschokolade“ von einem Sternekoch kreiert, für das ich einen Preis bezahle, der sich in der Deklaration nicht niederschlägt. Es wird doch blumig umworben mit echtem Orangenöl, dann möchte ich das auch als Zutat haben.

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  12. Véronique (Gast)

    REPLY:
    Die Box ist mir auch angeboten worden, aber bei Ansicht des Angebots habe ich abgelehnt: Da war wirklich nichts, was ich in meiner Großstadt nicht leicht in ähnlicher Qualität finden kann.
    Die Wiederholung der Information über Schokolade ist aber gut und wichtig. Vivani kaufe ich gelegentlich, schmeckt mir aber wirklich nicht so gut als die feinen Schokoladen, die Du verlinkt hast : Man muss akzeptieren, dass bei Schokolade Qualität sein Preis hat, aber der Preis kein Synonym für Qualität ist.

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  13. Nachtischköche

    Lezithinfrei ist prima, aber Vorsicht bei der Verwendung in der Küche: Das vielfach verwendete Verfahren „Schokolade mit etwas Wasser (oder Milch) im Wasserbad schmelzen“ führt bei lezithinfreier Schokolade unweigerlich zum Gerinnen. Das haben wir heute mehrfach reproduzieren können :-(, mit lezithinfreien Schokoladen von 2 verschiedenen renommierten Herstellern.

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      1. Nachtischköche

        Bin nicht sicher, ob du verstanden hast, was ich meine: Aus der Schokolade sollte natürlich eine Schokocreme werden, mit Sahne und sonstigen Zutaten, aber eben ohne Eigelb (das könnte ja auch als Lezithinquelle dienen und alles schön emulgieren).

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