Besuch der Arche Warder – Erhalten durch Aufessen

Die Arche Warder lud über eine Agentur zu einem Treffen ein, um sich über Tierhaltung und damit verbundene Themen auszutauschen.

Zunächst führte Tierparkleiter Prof.Dr. Dr. Frölich uns durch den 40 Hektar großen Park, in dem die Tiere unter optimalen Bedingungen leben können. Um eine Übernutzung der Parkflächen zu vermeiden, hat die Arche Warder für die Unterbringung ausgewählter Tiere Flächen dazu gepachtet. Die Auslagerung von Tieren auf Satellitenstationen dient auch gleichzeitig als Schutz vor Seuchengefahr.

©Arche Warder Collage

Viele der heutigen in Ställen gehaltenen Nutztierrassen würden die Freilandhaltung gar nicht überleben oder aber dürfen nicht auf die Weide, weil unkontrolliertes Grasfressen die optimale Milchmenge reduzieren könnte.

©Schweine in der Arche Warder Collage

In der Arche Warder dürfen die Schweine nach Herzenslust schwimmen, das tun Turopolje-Schweine sehr gerne, oder aber sich suhlen und haben einen Trockenplatz. Unter solch idealen, stressfreien Bedingungen kommt es dann gar nicht zu dem gefürchteten Schwanzbeißen.

©Arche Warder Geflügel Collage

Vom Aussterben bedrohte, alte Nutz- und Haustierrassen werden der Arche Warder durch Nach- und Rückzuchten der Nachwelt erhalten, wie z. B. der Poitou Esel, von denen es weltweit nur noch etwa 300 – 500 Exemplare gibt. Die Rasse wurde vor allem für die Feldarbeit eingesetzt. Die Paarung mit Pferden ergibt dann große Maultiere, die als Zug- und Tragtiere verwendet werden.

©Poitou-Muli Arche Warder

Bei diesem wunderschönen Poitou-Muli war die Mutter eine Pferdestute und der Vater ein Poitou-Hengst. Ist die Mutter eine Poitou-Stute und der Vater ein Pferdehengst nennt man das Tier einen Maulesel.

Die Rinder haben reichlich Platz und die Abtrennung der einzelnen Tiere wirkt filigran und luftig.

©optimale Rinderhaltung in der Arche Warder

Und dieses Suchbild mit Pute zeigt, dass diese Tiere

©Suchbild mit Pute in der Arche Warder

sich eigentlich gerne verstecken. Keine Tierart leidet so unter Massentierhaltung wie Truthühner, wie Puten auch genannt werden.

©Steinzeitliche Siedlung  Arche Warder Die „kommerzielle“ Tierhaltung begann vor etwa 10.000 vor. Christus mit der Neolithischen Revolution. Die Menschen kamen in einem langen Zeitraum auf die Idee, ortsnah einen Tierbestand als Fleischquelle zu halten. Die zunehmende Industrialisierung bis heute führt dann zu der Massentierhaltung mit allen seinen negativen Auswirkungen wie z.B. Massentierhaltung auf engstem Raum oder Hybridzüchtungen, die vom Landwirt nicht eigenständig nachgezüchtet werden können. Deshalb werden mit Forschungsprojekten Wege gesucht, die industrialisierte Landwirtschaft in naturgerechtere Bahnen zu lenken. Es ist vollkommen klar, dass ideale Tierbedingungen nicht zum Überleben des Landwirtes reichen werden. So wird z.B. der Schinken eines Mangalitza-Schweines der Arche Warder für 60 Euro das Kilo auf Dauer keine Abnehmer finden.

Nach dem Rundgang durch den Tierpark wurde bei einem Menü, bestehend aus

Schweinefilet vom Bunten Bentheimer Schwein auf Risotto

©Schweinefilet vom Bunten Bentheimer Schwein auf Risotto Blogevent Arche Warder

Hüftsteak vom Englischen Parkrind mit Kartoffelkuchen und gebratenen Auberginen

©Hüftsteak vom Englischen Parkrind mit Kartoffelkuchen und gebratenen Auberginen Blogevent Arche Warder

Lammlachs vom Rauhwolligen Pommerschen Landschaf auf Kartoffelrösti mit Gemüse der Saison

©Lammlachs vom Rauhwolligen Pommerschen Landschaf auf Kartoffelrösti mit Gemüse der Saison Blogevent Arche Warder

Himbeer-Sahne-Creme auf Butterkeksen mit Schlagsahne im Glas

©Kreation von Himbeer-Sahne-Creme auf Butterkeksen mit Schlagsahne im Glas Blogevent Arche Warder

rege diskutiert. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln abgenommen hat. Das Thema Tierhaltung ist vielschichtig und es ist wichtig, sich darüber zu informieren und „Bildung“ in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Durch das Einkaufen in Supermärkten geht der Bezug zum Lebensmittel und gerade zum Tier verloren. Es ist wichtig zu wissen, woher das Lebensmittel stammt. Der Besuch der Arche Warder lässt die direkte Berührung mit den Tieren zu und öffnet Augen und Ohren, dass es einmal ein lebendiges Tier war, das in der Wurst oder fein in Kunststofffolie verpackt für den Verbraucher sein Leben gelassen hat. Ich bin mir dessen sehr bewusst und trage zu Erhaltung von Tierrassen durch Aufessen bei. Und wer jetzt glaubt, das gelte nicht für Leute, die sich nur von pflanzlichen Produkten ernähren, irrt. Auch die Anzahl der vom Aussterben bedrohten alter Nutzpflanzen nimmt durch Hybridzüchtungen zu.

Ich denke Klassenfahrten zu Bauernhöfen oder zur Arche Warder sollten in den Schulen Pflicht werden. Denn wem bewusst ist, woher das Essen kommt und wie Lebensmittel hergestellt werden, kann frei wählen. Alle anderen lassen sich das eingeschränkte Angebot und den Preis von mächtigen Handelskonzernen diktieren.

Arche Warder
Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V.
Langwedeler Weg 11
24646 Warder
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 20 Uhr
im Herbst und Winter: 10 Uhr – Einbruch der Dunkelheit
Eingangsgebäude und Hofladen schließen im Sommer um 18 Uhr, im übrigen Jahr um 17 Uhr und im Winter um 16 Uhr

Leider ist der Besuch der Arche Warder mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas erschwert. Von der Bushaltestelle sind es etwa noch 20 Minuten Fußweg bis zum Tierpark. Da fährt man als Eltern mit Kindern doch lieber mit dem Auto, denn mit müden und matten Kindern nach einem interessanten Tierparkbesuch noch 20 Minuten bis zum Bus zu laufen, tut man sich nicht gerne an. Dasselbe dürfte für Schulklassen gelten. Vielleicht findet sich ja ein Weg, um die Arche Warder mit öffentlichen Verkehrsmitteln leichter zugänglich zu machen.

3 thoughts on “Besuch der Arche Warder – Erhalten durch Aufessen

  1. Barbara

    Ich finde es auch so wichtig, dass bereits Schulklassen oder sogar schon im Kindergarten Bildung auf diese Art vermittelt wird. Viele kennen Fleisch echt nur abgepackt. Inzwischen sehe ich das mit dem Erhalten durch Aufessen ganz genauso. Wobei sich ja nicht jeder Fleisch in der Preisklasse leisten kann…

    Gerade Puten werden in Massentierhaltung gehalten – denke ich zumindest, wenn ich sehe, wie viel billigstes Putenfleisch in den Kühltheken liegt, wahrscheinlich mit Antibiotika und anderem ruhiggestellt, die armen Viecher. Hat sich übrigens echt gut versteckt, das Tier. :-)

    Danke für Deinen Bericht – das ist so wichtig!!!

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    1. kuechenlatein Beitragsautor

      Die Frage ist doch eher das Setzen der Prioritäten, Barbara. Fleisch von der Arche Warder ist wirklich Luxus und gibt es selten zu kaufen … Aber „ordentliches“ Fleisch ist für jeden möglich, nur nicht so oft, aber deswegen entsteht noch lange keine Mangelernährung. Auch wir essen maßvoll Fleisch und viel Vegetarisches, auch aus finanziellen Gründen. Gutes Fleisch erkennt man durchaus am Preis, das gibt es nämlich nicht beim Discounter …

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  2. Pingback: Jahresrückblick #Foodblogbilanz2015 - kuechenlatein.com

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