Die Wahrheit über die Schleswig-Holsteinische Küche …

oder was der WDR darunter versteht.

Bereits 2009 war ich blogtechnisch frustiert und im Moment geht es mir nicht anders. Es ist sogar soweit, dass ich am gestrigen Sonnabend (hier in Schleswig-Holstein hat das Sams keinen Tag) lieber bügelte, als den Blogbeitrag für den vegetarischen Donnerstag vorzubereiten. Nicht, dass ich nicht mindestens einmal die Woche vegetarisch koche, aber ich verspüre zur Zeit ü-ber-haupt keine Lust Blogbeiträge zu schreiben. Null-Bock-Stimmung sozusagen.

Bügeln kann ich ja bekanntermaßen nur mit Glotze. Da landete ich zunächst bei einer Wiederholung von “Köstlich Kochen” mit Martina und Moritz auf EinsPlus. Zu meiner größten Überraschung erfuhren meine Twitter-Timeline und ich, dass Bulgur und Couscous praktisch das Gleiche sind.

Couscous

 
Ach was!

Die geneigte Leserschaft stelle sich jetzt bitte dazu den lakonischen Tonfall des geschätzten Loriot vor.

Aber frei nach dem Motto “Schlimmer geht immer” stellten die beiden anschließend die Schleswig-Holsteinische Küche im WDR vor.

Wenn Foodfreak aus dem benachbarten Hamburg schon wegbricht,

Krabbenrührei

ließ mich das Gift und Galle spucken

Natürlich wird in Schleswig-Holstein auch Wein getrunken, aber der musste schon in früheren Zeiten importiert werden. Während in Süddeutschland Wein das Alltagsgetränk für alle sozialen Schichten war, kultivierte man in Norddeutschland die Herstellung von Bier. Getreide wuchs nämlich – im Gegensatz zu Wein – in Norddeutschland. Der leichte Alkoholgehalt von Bier und Wein in früheren Zeiten verhinderte die Keimvermehrung bei der Lagerung von Wasser und hatte deshalb seine Berechtigung. Wenn für die Küche Schleswig-Holsteins geworben werden soll, dann ist Bier als alkoholisches Getränk authentisch, Wein nicht.

In der Sendung vorgestellt wurde dann das Gericht Mehlbüddel. Martina Meuth kommentierte dazu in der Sendung:“Das ist eine Art Serviettenkloß” für das sie altbackenes Brot verwendet wird. Wie Bernd “Moritz” Neuner-Duttenhofer richtig übersetzte: Mehlbüddel ist ein Mehlbeutel und darin kommt das Wort Mehl vor. Hier in Norddeutschland wird darunter aber KEINE Art Serviettenknödel wie in Süddeutschland verstanden, sondern ein über dem Wasserdampf sprudelnder Schweinebackebrühe im Beutel – in Ermangelung von Puddingformen- gegarter Pudding aus Mehl. Ich besitze diverse Kochbücher, die sich mit der Schleswig-Holsteinischen Küche beschäftigen:

Schleswig-Holsteinische Küche * 978-3881170123 * *
* * *

und in wirklich KEINEM dieser Bücher wird der Mehlbeutel aus altem Brot gemacht. Das wäre dann der Große Hans. Und meine Oma hat den Mehlbeutel auch immer mit Mehl gemacht. Und dazu gab es auf einem Teller Senfsoße, Schweinebacke und Pellkartoffeln und vom anderen Teller Kirschsoße.

Cucina Casalinga wollte mich beruhigen

trockener Blogbeitrag

und leitete den Newsletter zu dieser Sendung an mich weiter, in dem folgendes Stand

Der Küche Schleswig-Holsteins merkt man die Nähe zu Skandinavien an: Man liebt geschmackliche Kontraste, mischt gerne süß mit herzhaft, Salziges mit Fruchtigem. Martina und Moritz zeigten diesmal typische Gerichte aus dem hohen Norden.

Auch hierzu wie oben ein lakonisches “Ach was! “

Schließlich ist die Geschichte Schleswig-Holsteins geprägt vom deutsch-dänischen Verhältnis und bekanntermaßen zählt Dänemark zu Skandinavien. Und von 1773 bis 1864 regierte der dänische König in Schleswig-Holstein, wie auch schon zu anderen Zeiten.

Darauf trinke ich jetzt erst einmal ein Bier, ein Dithmarscher, schließlich haben wir den Dithmarschern den Mehlbüddel zu verdanken.

* = Affiliatelink zu Amazon

12 thoughts on “Die Wahrheit über die Schleswig-Holsteinische Küche …

  1. Thea (Gast)

    Schleswig-Holstein
    Köstlich, ich habe mich sehr amüsiert. Ich habe die Sendung auch gesehen. Nein, ich bin nicht beleidigt, dass Sie sich über den Wein aus meiner alten Heimat echauffieren… Klar, zu allem passte eher ein Bier.
    Aber nun möchte ich wirklich das ECHTE Mehlbüddel-Rezept haben.
    Danke, und schön, dass Sie nun doch wieder blogen und posten…
    Prosit!

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  2. ostwestwind

    REPLY:
    Ich echauffierte mich
    doch nicht über die Weine an sich, nur wie das präsentiert wurde. Wein trinken hat auch etwas mit Religion zu tun und auch da taten sich die Schleswig-Holsteiner schwer, keine großen Klöster, schon gar keine katholischen, kein Wein. Und natürlich passt Bier viel besser zu den typischen Gerichten aus Schleswig-Holstein.

    Ich stelle mir jetzt gerade vor, Sie kämen an die Westküste und wollen authentisch essen, Rührei mit Krabben und bestellen sich den Wein dazu … Das bleibt nicht drinnen, wenn Sie verstehen, was ich damit meine

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  3. Thea (Gast)

    REPLY:
    Ich meinte das doch gar nicht böse… Aber das ist das Problem des geschriebenen Wortes. Es war freundlich-ironisch gedacht. Sorry!
    Natürlich trinke ich z.B. zu Rührei mit Krabben ein Bier, vielleicht sogar ein Dithmarscher. Nix für ungut.
    Ich harre nun des Mehlbüddels. Schönen Sonntag noch!

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  4. ostwestwind

    REPLY:
    Nun, dann ist ja alles gut und hier ist schon einmal ein sehr authentisches Rezept aus Nordfriesland *gg*

    Bitte beachten Sie die noch vierstellige Postleitzahl und die Verwendung von MEHL ;-)

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  5. Michael (Gast)

    Wen wunderts?
    Danke für den Beitrag, ich habe gerade herzlich gelacht.
    Ansonsten wundert mich das bei den beiden nicht wirklich, manchmal sind die doch “etwas” abgehoben.
    So wie neulich, als sie zu den “preiswerten” Essen (und wo dann auch jedesmal noch 15x extra erwähnt wurde das es ganz preiswert ist) von ihm ein Wein gereicht wurde, der “nur” 4,90 kostet. Äh, hallo? Wenn ich kein Geld habe, ist der Wein, der in dem Fall mehr gekostet hat, als die Zutaten des Essens, das es dazu gab, das Erste, was gestrichen wird.

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  6. Uta (Gast)

    Dummes TV
    Liebe Frau @Küchenlatein, bitte weitermachen und nicht ärgern lassen! Ich lese hier so gerne und lasse mich inspirieren.

    Auch ich habe gerade in meinen regionalen Kochbüchern gestöbert (Das Kochbuch aus Kiel und Mein Rezept aus Schleswig-Holstein): Mehl und ansonsten der Große Hans – ganz genau!!!

    Ich kenne diese Sendung zwar nicht, aber allgemein ist es eben mal wieder der Beweis für Verdummung. Traurig!

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  7. ostwestwind

    REPLY:
    Liebe Uta, danke, dass Sie mein Küchenlatein gerne lesen. Ich habe heute mit einer Dithmarscherin gesprochen, die ist fast vom Stuhl gefallen, als ich ihr das erzählte …Mehlbüddel aus Brot, ts, ts …

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  8. Shermin (Gast)

    Ich habe wirklich Tränen gelacht ob eurer Empörung. :)
    Martina und Moritz gucke ich eigentlich ganz gerne, aber bei den beiden lohnt es sich wirklich, vorgestellte Rezepte nochmals sehr viel genauer nachzurecherchieren.
    (Jetzt habe ich eben mal den Großen Hans gegoogelt und bin über den Wikipediaeintrag gestolpert, da steht tatsächlich was von Mehlbüddel. Da liegt die große allwissende Müllhalde also mal wieder falsch?)

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  9. Kate (Gast)

    Ich habe die Sendung auch gesehen und nachdem ich ja nun auch einige Jahre in SH gewohnt habe hatte ich mir auch andere Gerichte erwartet als die, die da vorgestellt wurden.
    Das Krabbenrührei paßt ja nun überall in den Norden und auch der Matjes…von diesem Brotmehlbüddel hatte ich vorher auch noch nie gehört.
    Eigentlich hab ich was mit Grünkohl erwartet und auch den Snüsch, den ich in Flensburg kennen und lieben lernte, einen Eintopf. Oder was mit Holsteiner Katenschinken oder Salzwiesenlamm. Und auf jeden Fall mehr Fisch…
    Friesische Bohnsupp oder Rode Grütt…
    Getränke Flens und Köm und Pharisäer…

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  10. ostwestwind

    REPLY:
    Liebe Shermin, der Große Hans ähnelt dem Mehlbeutel, ist auch eine Art Pudding und hier darf eben auch ‘mal Brot verwendet werden …

    Kein Wunder, dass bei so einer merkwürdig recherierten Sendung die abartigsten Vorstellungen über die Küche Schleswig-Holsteins entstehen.

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  11. Ruth Krampitz

    Bin so froh das ich Deutch lesen kann! Dieser Blog post ist sehr amusant und lehrreich! Auserdem liebe Ich es wenn regionale kuche erhalten und verteidigt wird. Ich lebe in Canada – hier sind the Regionen nicht so unterschiedlich.

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